Kurzinformation
Myofasziales Taping nach Markus Erhard ist eine neue, einzigartige, mit keiner anderen Taping-Technik vergleichbare Methode, die es erlaubt innerhalb von Sekunden Fehlspannungen, Fehlregulationen und Fehlhaltungen im Fasziensystem des Körpers zu korrigieren und somit zur Schmerzfreiheit beizutragen. Hierbei werden Schmerzen nicht nur lokal betrachtet, sondern auch die faszialen Ursachen, die zum Schmerzgeschehen führten.
Weitergehende Informationen zur MTME Methode
Quelle: www.thieme-connect.de/ ejournals/toc/physiopraxis > „Ausgabe 4/2011“ & Buch «Anatomy Trains» von Thomas Myers
Faszien sind bindegewebige, wenig dehnbare Strukturen, die überall im Körper in den verschiedensten Formen zu finden sind. Sie bilden die Hülle von Organen, Muskeln und Muskelgruppen und überspannen als bindegewebige Flächen große Körperbereiche. Außerdem verbinden sie verschiedene Körperstrukturen miteinander, entweder direkt oder indirekt. Manche dieser Verbindungen erstrecken sich teilweise im wahrsten Sinne von Kopf bis Fuss. Thomas Myers Buch «Anatomy Trains» ist eine Art Landkarte, die aufzeigt, wie die Muskeln innerhalb des Körpers durch Faszien und Bindegewebe miteinander verbunden sind. Da Faszien verschiedene Muskeln untereinander verbinden, sind sie zudem maßgeblich an der Kraftübertragung und dadurch an allen komplexen, mehrdimensionalen Bewegungen beteiligt. Für funktionelle Bewegung sollte man einen Muskel daher nie isoliert betrachten, sondern immer als ein myofaszial verbundenes System (s. Abbildung).
Mithilfe von Sensoren informieren Faszien den Körper über seine Position, Wärme-, Bewegungs- und schädigende Reize sowie über seine chemische Situation. Zudem geht man heute davon aus, dass Faszien sich nicht nur passiv verformen lassen, sondern sich auch aktiv kontrahieren können. Wahrscheinlich erhöhen sie damit auch die Stabilität bestimmter Körperbereiche. Kontraktionsfähige Strukturen können sich jedoch verspannen und damit Beschwerden auslösen. Die Gründe für eine zu hohe Spannung sind einseitige oder übermäßige Belastungen im Alltag, im Sport, oder bei der Arbeit. Weisen Faszien eine zu hohe Spannung auf, haben sie unter anderem das Potenzial, den Muskel, den sie umspannen, so einzuengen, dass dessen Funktion und dadurch auch das Bewegungsausmaß des betroffenen Gelenks immer mehr eingeschränkt werden. Da alle Faszien des Körpers direkt oder indirekt miteinander verbunden sind, kann sich eine erhöhte myofasziale Spannung nicht nur lokal auswirken, sondern über sogenannte myofasziale Verbindungen und Leitbahnen auch auf andere Körperbereiche. Bei einer solchen Problematik entspricht das Dysfunktions- bzw. Schmerzgebiet somit häufig nicht dem Bereich, der die Symptome auslöst. Aus klinischer Erfahrung und einigen Studien nach, spricht vieles dafür, dass eine veränderte Faszienspannung die Ursache für viele orthopädische Beschwerden ist.
Ist die myofasziale Balance gestört, gibt es verschiedene Wege, sie wiederherzustellen. Eine davon, die auch wir benutzen, ist das Myofasziale Taping nach Markus Erhard (MTME). Dabei verwendet man – je nach Störung – myofasziale Releasetechniken (Entspannungstechniken) oder Aktivierungstechniken. Diese Tapingmethode wirkt auf zwei Arten: mechanisch und neuronal-propriozeptiv. Mechanisch beeinflussen kann man eine Faszie, indem man sie in eine bestimmte Richtung zieht und dadurch ihre Spannung senkt oder erhöht. Neuronal wirkt das Tape, weil es die Mechanozeptoren in der Faszie stimuliert, die Nozizeptoren „entlastet“ und die Sympathikusaktivität senkt. Außerdem erhöht der mechanische Hautreiz die propriozeptive Wahrnehmung in dem beklebten Bereich. Dadurch kann die Muskel- und Faszienspannung innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde normalisiert werden. Die Bewegungen kosten wieder weniger Kraft, der negative Kreislauf, der dann am Ende so viel Druck auf die Gelenke bringt, wird dadurch durchbrochen, sofern es keine extrem dominanten Verklebungen gibt.
MTME kann an vielen Stellen gleichzeitig die Spannung normalisieren, so dass die Bewegungen wieder weiter und leichter werden und ineinandergreifen können und sich wieder gegenseitig unterstützen. Durch diese neue Bewegungserfahrungen werden die Bewegungsabläufe im Gehirn nachhaltig umprogrammiert.
Interview mit Markus Erhard
Quelle: www.functional-training-magazin.de
Wie genau funktioniert das Myofascial Taping?
Markus Erhard: Es ist so auf die Faszie gemünzt, dass man die mechanischen Eigenschaften ausreichend bearbeitet, damit die Faszienrezeptoren einen ausreichenden Reiz erfahren und dort die entsprechenden Effekte entstehen. Schmerzen, effiziente (normale) Bewegung und auch Körperhaltung ist abhängig von der myofaszialen Spannung. Ist diese Spannung zu hoch, kann es schnell zu Kompensationen, Bewegungseinschränkungen, Dysfunktionen und vor allem Schmerzen kommen. Ist die Spannung wieder normalisiert, wird alles wieder verbessert. Der Muskel kann wieder normal arbeiten, die Bewegung ist nicht mehr eingeschränkt, die Haltung und die Bewegungsqualität verbessern sich und die Schmerzen werden gelindert, bzw. beseitigt.
Was es braucht um dies zu erreichen ist eine normale myofasziale Spannung, die durch die von mir entwickelte myofasziale Release Technik (MRT) erzielt wird: gezieltes Verschieben der Faszie und der Reizung von Faszienrezeptoren.
Die Faszie ist das größte Sinnesorgan des Menschen, mit den meisten Rezeptoren. Aber wie funktioniert es genau, dass das Tape, das auf der Haut angebracht wird, die Strukturen, die unter der Haut liegen beeinflusst?
Markus Erhard: Die Faszie ist ein Kontrollorgan von Bewegung und Spannungsänderung, da die zuständigen Rezeptoren in der Faszie eingebettet sind. Die Faszie nimmt jede auch noch so kleine Bewegung und Bewegungsänderung war, da sich bei Bewegung die Spannung im myofaszialen System durch Verformung des Gewebes entsprechend ändert. Da die Muskeln, Sehnen, Bänder, Nerven usw. durch die Faszie verbunden sind, wird die Spannungsänderung und Bewegung in tieferen Schichten als auch weiter entfernten Bereiche ankommen. Da durch die Faszie „alles“ miteinander verbunden ist, funktioniert das Myofascial Taping überhaupt.
Der erste Kontakt mit dem Tape ist die Haut. Diese ist verbunden mit der oberflächlichen Faszie, welche wiederum mit der darunter liegenden Tiefen Faszie verbunden ist, diese ist wiederum mit den darunter liegenden Myofaszien verbunden, zudem sind die Myofaszien untereinander auch verbunden, dieses „Spiel“ geht bis die Verbindung von der Tiefe her irgendwann bis runter zum Periost geht. Das heißt, wenn ich oberflächlich ausreichend verschiebe, wird in der Tiefe immer noch genügend verschoben, um die gewünschten Effekte zu erhalten. Die wichtigsten Effekte, auf Rezeptoren bezogen, kommen über die Golgi-Apparate und die insterstitiellen Rezeptoren. Sie reagieren vor allem auf Zug (Spannung) und Druckveränderung und letztlich über die Verformung der Rezeptoren. Die Effekte, vor allem der Myofasziale Release Effekt kommt nur, wenn das Verschieben der Faszie mit Myofaszialem Tape stark genug ist. Diese veränderte Spannung wird von den Rezeptoren mit einer hohen Geschwindigkeit weitergeleitet, das heißt, der Effekt ist in einem Bruchteil einer Sekunde da und spürbar.
Verschieben durch nur 10 Prozent Zug auf dem Tape – oder direkt vom Papier auf die Haut, wie es beim kinesiologischen Taping oder Kinesiotaping in Faserrichtung gemacht wird, reichen nicht aus um den Effekt zu erzielen, den man beim Myofaszialen Taping erreicht.
Wie groß muss der Zug sein, mit dem das Tape angelegt wird?
Markus Erhard: Es muss eine Schwelle überschritten werden, da muss ich dementsprechend viel Zug auf das Tape bringen. Zudem muss der Zug in die richtige Richtung erfolgen, damit ich mich nicht von der Bewegung einschränke, sondern diese erweitere. Es gibt zwar ein paar Ausnahmen, aber meist geht das in die Dehnrichtung. Das bedeutet, ich schiebe die Faszie dahin wo ich sie eh haben will um die Dehnung zu erweitern, und durch die Beeinflussung der Rezeptoren erreiche ich eine Senkung der Muskelspannung und habe die Bewegung faszilitiert, also vereinfacht.
Und noch ein Unterschied: Die Abhebung der Haut in Wellenform (Convolutions) und den daraus erfolgten Effekten, die beim kinesiologischen Taping propagiert und erzielt werden, sind mir fast egal.